Der Diskus fliegt und fliegt und fliegt. Wump, schlägt er in den kargen Boden ein. Ein Raunen geht durch die Menge. Beim Olymp, 214 Podes. Wie kann der Manólis nur derart werfen. Die Götter müssen ihm gewogen sein. Die Menge jedenfalls ist es sehr.
Roxáni, wie soll ich erfüllen, was du mir auftrugst. “Gewinne mit dem Diskus am Tempel des Zeus und ich bin dein.” Deine Worte haben sich wie ein Gebet in meinen Geist gebrannt. Ich habe geübt, geschwitzt, bei den besten Lehrern gelitten. Perseus, Hermes und Apollon habe ich Tribut gezollt.
Und nun stehe ich hier, ich, Varnávas von Memphis. Ich stehe hier und weiß, dass ich verloren habe. Noch habe ich nicht geworfen, aber Zeus selbst müsste meinen Diskus führen, um 214 Podes zu erreichen. Selbst mit der Gunst des Hermes erreiche ich nur 200 Podes. Und das mit einem leichteren Diskus, als es in Olympia Gepflogenheit ist.
Manólis, Sohn des Kassandros von Mykene. Wer hat ihn geschickt. Roxáni blickt ihn bereits mit betörendem Blicke an. Zwar stehe ich nicht in ihrer Nähe, aber ich sehe es. Ein Feuer brennt in mir, es scheint mich zu verzerren. Es ist nicht das Feuer des Siegeswillen.
Mein Name wird gerufen. Ich trete vor. Der Boden ist fest, meine Muskeln sind bereit. Ich nehme den Diskus, er ist ein Fuß groß und liegt schwer in der Hand. Mein Blut glüht in mir. Ich bete zum Apollon um Kraft und innere Ruhe. Wie meine Lehrer es mir zeigten trete ich auf den Ring, mache mich bereit. Ich verdrehe mich und lass meiner Kraft und dem Feuer und mir freien Lauf. Der Diskus fliegt, ein perfekter Wurf. Ich höre die Scheibe davonsurren. Aber mein Blick ist gen Boden gerichtet, denn ich weiß, was passieren wird. Ich blicke Roxáni an. Sie weiß es. Sie weiß es auch. Denn auch ihr Blick ist nicht auf den Diskus, sondern allein auf ihn gerichtet, Manólis, der siegessicher da steht.
Wump. Ich höre wieder ein Raunen. Ich blicke mich um, der Richter ruft das Ergebnis. 213 Podes. Die größte Leistung, die ich je erbracht habe. Gleichgültig. Denn es ist nicht, was sie mich forderte zu leisten. Ich drehe mich um und verlasse das Stadion. Warum, oh Zeus. Welche Prüfung erlegst du mir auf. Warum gewinnt er und nicht ich!
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