Letzter Atem

Ein Text, der aus einer Runde Fiasko entstand:

Während die Luft hinaus in die kalte Merkuroberfläche entschwand und die Biobots an seinem Hals hinauf krabbelten wusste Mohammed, er hatte Gott einen Dienst getan. Die Tritium-Lieferung zur Erde würde nicht mehr stattfinden und die Erdwirtschaft ohne Fusionsenergie an den Rand des Kollaps geraten. Die Interplanetarisierung war Gotteslästerung und sein Glauben hatte ihn stark gemacht bis hierher zu kommen.

Er hatte die Wiege seines Lebens verlassen und war zum Merkur gekommen, als leitender Ingenieur beauftragt die Einrichtungen und Farmroboter zu warten. Die lästerlichen Farmroboter waren zerstört, nur die noch herabrieselnden Trümmerwolken zeigten an, wo sie bis eben noch den Planeten zernarbten. Die Kommandantin Xi hatte ihm perfekt in die Hände gespielt. Das Reich der Mitte würde Schwierigkeiten haben diese Bilder zu erklären. Die Kommandantin hatte selbst die Zerstörung der Station eingeleitet, hatte ihn, den unschuldigen Ingenieur, mit den tödlichen Biobots beworfen. Zwar steckte jetzt ein Messer in ihrem Oberschenkel aber zumindest vorerst würde sie leben.

Mohammed selbst blieben nur noch Momente. Er vermisste Lucas Geruch, seine Haut, das Gefühl seiner Wärme nachts im Bett neben sich. Ming Xi hatte ihn dafür verurteilt. Gut so. Ihre Homophobie hatte sie davon abgehalten zu realisieren, dass die Ausfälle in der Hydroponik, der Robotersteuerung und zuletzt der Kommunikation gar keine Hardwarezusammenbrüche sondern einfach ein paar Zeilen geänderten Programmcodes waren. Und wie praktisch, dass in den letzten Wochen mehrere Meteoritenschauer die Anlage getroffen hatten. Nur die Crest 2 hatte ihm dazwischen gefunkt. Was auch immer mit dem barbarischen Kapitän Pike los war, jetzt war er tot. Pike war der einzige, der das Problem in der Software entdeckt hatte. Leider war er zu dumm und aufmerksamkeitssuchend, als das er daran gedacht hatte, das mehr als ein Teil der Software kompromittiert war.

Als Pike Station als Geisel nahm, zündete Mohammed einfach die Bombe in Pikes Raumschiff. Wissen würde davon niemand mehr etwas, ein weiteres Opfer eines Meteoritenschauers. Die Biobots hatten seinen Mund erreicht, drangen ein und nahmen ihm die Kontrolle über seinen Körper. Gleich wäre er tot. Die Station würde es erkennen und die Videoaufnahmen der letzten Tage direkt zur Erde funken. Ein weiterer Akt seiner Sabotage der schändlichen Interplanetarisierung. Alle könnten es sehen, die Mordlust des Kapitän Pikes, die suizidale Tendenz von Kommandantin Xi sowie seine Aufopferung im Versuch die Station für die Menschheit zu retten. Niemand würde seine Motive in Frage stellen. Gottes Werk wird erreicht, die Menschheit geht zurück in ihre Heimat, die Erde. In den letzten Momenten seines Lebens sah er die Gausskanone das Tritiumschiff beschießen. Eine großartige Explosion stand bevor. Gott. Sei. Dank.