Die Guten Alten Zeiten. Großgeschrieben, weil sie vorbei sind, weil sie entschwunden sind. Meine Finger streichen über die Glasskeramikfenster meines Raumgleiters. In wenigen Minuten kommen wir in Schussweite der Oortianer. Noch vor drei Wochen dachten wir, wir seien allein und hofften so sehr auf Kontakte mit Aliens. Und jetzt werfen wir die letzten Verteidigungseinheiten gegen die Oortianer, in der Hoffnung wenigstens eines der Kolonieschiffe durchzukriegen.
Noch nie standen wir Terraner etwas gegenüber, das uns so brutal überrannte, uns so völlig hoffnungslos ließ. Die ersten Kontakte konnten noch nicht mal Notsignale aussenden, bevor sie in einem leuchtenden Plasma aufgingen. Selbst unsere stärksten Panzerungen halten nur Sekunden gegen ihre Waffen aus. Kommunikation gab es nicht – daher wissen wir auch nicht, wie sie heißen, aussehen oder denken. Sie kamen aus der Oortschen Wolke und veränderten alles.
Noch vor drei Wochen arbeitete ich auf eine Zukunft für meine Familie hin. Heute ist das alles egal. Sie sitzen nicht auf dem Kolonieschiff. Sie warten auf der Erde auf ihr Ende – wie auch immer das aussieht. Ich bin Pilot und fliege meinem Tod entgegen. Ich bin stolz auf meinen Einsatz für Terra. Es ist schwer, diesen Stolz zu nähren, wenn alles was ich tue nutzlos wirkt. Alles was ich tue, ist ein paar Millisekunden zu erkämpfen. Vielleicht sind es genau die Millisekunden, die es braucht, um den Hyperantrieb auf dem Kolonieschiff zu starten.
Als ich Kind war waren Soldatinnen die großen Heldinnen. Furchtlos verteidigten sie die Grenzen und unsere Freiheit. Es schien, als wäre jede Tote überzeugt einen Unterschied zu machen. Diesen Eindruck hätte ich auch gerne. Das Gefühl, etwas zu bewirken. Wie schön wohl, diese Guten Alten Zeiten waren.
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